Auf der Spielwarenmesse 2020 entdeckte ich eher zufällig in der Halle für elektronisches Spielzeug eine Autorennbahn mit Fahrzeugen im Maßstab 1:87 und Noppensteinplatten und -Zubehör von einem chinesischen Hersteller, die doch einen gewissen „Haben will“-Reiz auslöste. Nach regem Mail-Austausch mit dem Hersteller und einem Importeur in Italien sowie zahlreichen Liefertermin-Verschiebungen (ursprünglich war eine Auslieferung schon für vergangenes Jahr avisiert), ist nun endlich das erste Set bei mir eingetroffen und wurde natürlich gleich auf Herz und Nieren getestet - nicht nur von mir…
„Slot City“ - so nennt sich die Kombination aus Autorennbahn und Noppensteinen der Firma AGM aus China. Die Fahrzeuge sind im Maßstab 1:87 gehalten, die Fahrbahn lässt sich aus Platten mit Klemmbaustein-Noppen zusammensetzen, das Zubehör ist ebenfalls aus Noppensteinen gebaut. In Asien sind die ersten Sets bereits seit Sommer erhältlich, der italienische Spielwarenimporteur Re.El Toys bietet seit kurzer Zeit ein erstes Rennbahnset auch in Europa an.
Enthalten sind zwei Kunststoff-Modelle des Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio. Da es dieses Fahrzeug auch von Minichamps in 1:87 gibt, bietet sich natürlich ein Größenvergleich an - und der zeigt, dass die AGM-Slot-Alfas deutlich kürzer sind als die Minichamps-Modelle. Ob dies vielleicht mit einer „standardisierten“ Bodenplatte der AGM-Fahrzeuge zusammenhängt (in Asien ist ein Mercedes-Benz AMG GT erhältlich, ein Audi R8 GT3 soll folgen), kann ich derzeit noch nicht sagen.
Die Detaillierung des Alfas ist ganz ordentlich, zahlreiche Bedruckungen sind sauber ausgeführt. Die Rückleuchten sind bedruckt, die Scheinwerfer sind eingesetzt und leuchten beim Fahren im Turbo-Modus. Transparent, aber dunkel getönt, ist die Verglasung. Wie bei anderen Slotcar-Fahrzeugen auch, befinden sich auf der Unterseite zwei Schleifer sowie ein kleiner Führungsbolzen.
Die Rennstrecke im Set mit der Artikelnummer 0910 besteht aus insgesamt 15 Platten (8 Kurven, 4 Gerade, 1 Engstelle, 1 Gerade mit Anschluss, 1 Bauplatte) in einer Größe von je 12,5 x 12,5 cm, was insgesamt eine Größe von ca. 38 x 63 cm ergibt. Die Fahrbahnplatten halten lediglich durch das Zusammenstecken der Fahrbahn mittels zwei Plastiknasen und Metallschienen, eine weitere Verbindung der Platten ist nicht vorgesehen. Die Verarbeitung der Streckenplatten ist zum Teil sehr grenzwertig mit zahlreichen Druckspuren. Neben der Fahrbahn befinden sich Noppen zur Aufnahme von Klemmbausteinen, kompatibel auch zu den Steinen des Marktführers aus Dänemark.
Die Ampelbrücke über der Start/Zielgeraden sowie das Siegerpodest (beide natürlich nicht so wirklich maßstäblich zu den Fahrzeugen) werden aus Klemmbausteinen gebaut. Interessant hierbei: Die Steine des Podiums stammen von Enlighten/Qman (zu erkennen an der Aufschrift auf den Noppen) und besitzen eine deutlich bessere Klemmkraft als die verbauten Steine der Brücke. Der Aufbau der beiden Accessoires (ca. 150 Teile) ist mithilfe der Bauanleitung und recht einfacher Bauschritte auch für Kinder kein Problem. Auf das Anbringen der zahlreichen Aufkleber habe ich verzichtet. Die Platte, auf der das Siegerpodest platziert wird, ist leider nicht mit den übrigen Platten der Rennstrecke verbunden und rutscht dementsprechend hin und hier. Mit ein paar kleinen Klemmbausteinen als Verbindung ist das Problem aber schnell behoben.
Ebenfalls im Set enthalten sind vier Bäume, Flaggen und Leitplanken, wovon bei mir zwei Stück leider Gussfehler aufwiesen. Neben einigen weiteren Gebäuden sollen demnächst auch einzelne Streckenteile und weitere Fahrzeuge separat erhältlich sein.
Die Stromversorgung der Bahn erfolgt mittels einer in der Packung enthaltenen Batteriebox (4 AA-Batterien werden benötigt - funktionierte bei meiner Bahn leider nicht), die mit einem USB-Kabel an der Strecke angeschlossen wird, alternativ kann beispielsweise mit einer Powerbank oder - ganz klassisch - mit Netzteil und Steckdose gearbeitet werden. Die zwei Controller sind mit einem Knopf zum Beschleunigen ausgestattet, ein weiterer Knopf dient zur Aktivierung des „Turbo-Modus“, zu erkennen an den eingeschalteten Scheinwerfern an den Fahrzeugen. Über einen rustikal angelegten Schraubmechanismus an der Unterseite des Controllers lässt sich die Höchstgeschwindigkeit der kleinen Rennautos einstellen, vom Anfänger bis zum Profi - und das ist auch nötig, denn aufgrund der geringen Größe bringen die Autos eine ordentliche Geschwindigkeit auf die Bahn, dabei driften die Fahrzeuge in den Kurven auch leicht.
Bei einem meiner beiden Alfas hing während der Fahrt leider die Vorderachse ein wenig in der Luft, was unschön aussieht. Die filigranen Schleifer auf der Unterseite der Fahrzeuge sind leider schon nach wenigen Runden so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass die Renner keinen richtigen Kontakt zur Strecke mehr haben und plötzlich stehenbleiben. Das „Fahrgefühl“ ist auf jeden Fall spielzeughafter als bei einer Rennbahn in einem größeren Maßstab. Empfehlenswert ist es, die Fahrbahn vor Inbetriebnahme mit einem trockenen Tuch zu reinigen, da die Fahrzeuge sonst mehr über die Strecke hoppeln denn fahren.
Und so fällt mein Fazit auch zweigeteilt aus: Auf der einen Seite ist es eine nette Idee, eine Autorennbahn in 1:87 zu einem günstigen Preis auf den Markt zu bringen und das ganze mit Klemmbausteinen zu kombinieren. Auf der anderen Seite könnte vor allem die Technik besser sein, um eine ernstzunehmende Slotcar-Alternative zu größeren Maßstäben zu werden - so ist es leider „nur“ ein nettes Spielzeug, an dem vor allem meine beiden Jungs (5 und 9 Jahre) ihren Spaß hatten.
Bei Youtube habe ich noch ein kleines Video zu der Bahn hochgeladen.
0910 Micro Slot Car, mit 2 Alfa Romeo Giulia Q (Re.El Toys, ca. 40 Euro, derzeit nur über Händler in Italien zu beziehen
Die Firma Modbrix in Bellheim kündigte an, die Sets von AGM direkt zu importieren. Einen genauen Termin dafür gibt es derzeit noch nicht.
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