Mittwoch, 20. September 2023

Automuseum für Zuhause - "Neuer" Mercedes-Benz 300SL von Wiking und weitere Sondermodelle von Herpa und Wiking für das "Nationale Automuseum"

Im Hessischen Dietzhöltztal, zwischen Marburg und Siegen gelegen, öffnete im Sommer 2023 in einem ehemaligen Fabrikgebäude das "Nationale Automuseum - The Loh Collection" mit über 150 ausgestellten Fahrzeugen. Neben Prototypen und Klassikern bilden auch Motorsportfahrzeuge einen Schwerpunkt der Sammlung. Gleich vier der ausgestellten Rennwagen hat sich das Museum von Wiking und Herpa 87fach verkleinern lassen. 

Zur Eröffnung im Juli hielt das Museum zwei Modelle von Wiking für die Sammler parat, eines der Modelle stellt eine kleine Formneuheit dar, die ihr Debüt noch vor dem Serienmodell feierte. Vorbild ist das 1954 erstmals vorgestellte Sportcoupé 300 SL von Mercedes-Benz, von dem für den Motorsport eine Kleinserie mit rund 30 Fahrzeugen mit Aluminiumkarosserie entstand. Das Modell im Maßstab 1:87 von Wiking ist natürlich nicht aus Aluminium, sondern aus Kunststoff, stellt aber dennoch eine Besonderheit dar - genauer gesagt, handelt es sich um eine Formneuheit, die vierzig Jahre im Wiking-Archiv schlummerte.

Dazu ein kleiner Blick zurück: 1956 erschien das Mercedes-Benz 300 SL Coupé erstmals im Wiking-Sortiment, damals noch unverglast. Im Laufe der folgenden Jahre stellte der Modellhersteller auf Modelle mit Verglasung um, 1960 wurde der SL von Wiking überarbeitet und entsprechend mit Fenstereinsätzen, aber noch ohne Inneneinrichtung, versehen. Sieben Jahre blieb das Coupé im Programm und bekam zudem noch das passende Cabrio zur Seite gestellt. 1983, nach dem Tod des Firmengründers Friedrich Peltzer, kündigte Wiking eine Neuauflage des 300 SL Coupés mit passender Inneneinrichtung an, dafür musste die Karosserie vor allem an der Front im Bereich des Kühlergrills überarbeitet werden, das Modell kam jedoch bis heute nicht über den Prototypenstatus hinaus: Wiking entschied sich für eine komplette Neukonstruktion des 300 SL Coupés, die bereits 1984 in den Handel kam. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass dieser bis 1988 angeboten wurde und 1991 abermals ein neu konstruiertes Coupé, diesmal mit zu öffnender Motorhaube, im Wiking-Sortiment erschien. 

Das überarbeitete 300 SL Coupé schafft es vier Jahrzehnte nach der Ankündigung endlich zu den Sammlern: Für das Sondermodell des Nationalen Automuseums (und auch für das dunkelgraue Serienmodell aus den August-Neuheiten 2023) kombiniert Wiking die Karosserie aus der Form von 1983 mit dem Fahrgestell und der Inneneinrichtung des Modells von 1984. Das Vorbild, der erste Aluminium-300 SL ist im Museum zu sehen, die Wiking-Miniatur entspricht dem weißen Fahrzeug mit den großen blau/roten Schriftzügen auf den Seiten, ansonsten ist nur noch der Kühlergrill bedruckt, Scheinwerfer und Rückleuchten sind bemalt.

Zweites Wiking-Modell für das Museum ist ein orangefarbener Porsche 904 GTS des "Racing Team Holland", mit dem die beiden Niederländer Ben Pon und Henk van Zalinge bei der 1964er Auflage des 24-Stunden-Rennens von LeMans den achten Platz belegten. Das mittlerweile auch schon betagte Coupé wurde sauber mit Startnummern, Sponsorenlogos und Typbezeichnung am Heck bedruckt. Da das eigentliche Einsatzfahrzeug in rot gehalten war, bildet diese Miniatur in 1:87 das ausgestellte Fahrzeug aus dem Museum nach. 

Aus Dietenhofen von Herpa kommen zwei Modelle neueren Baujahres, deren Vorbilder ebenfalls in Nationalen Automuseum zu sehen sind. Erstmals erscheint das edle Mercedes-Benz 500 SEC Coupé in einer Motorsport-Variante. Die beiden damaligen Mercedes-Benz-Werkspiloten Klaus Ludwig und Alain Cudini setzten das schwarze Fahrzeug 1989 beim 24-Stunden-Rennen im belgischen Spa ein, kamen durch Getriebeprobleme jedoch nicht ins Ziel. Das Design des Rennwagens erinnert an den von AMG Motorsport damals in der DTM eingesetzten Mercedes 190E: zu sehen sind die Sponsorenlogos von BOSS, König Pilsener und AEG, die Herpa natürlich perfekt in den kleinen Maßstab übertragen hat. Auf einen Überrollbügel muss das Modell verzichten, schließlich handelt es sich "nur" um ein bedrucktes Straßenfahrzeug - das tut der Begeisterung über dieses tolle Modell keinen Abbruch. 

Viertes Modell im Bunde ist ein Alfa Romeo 155 V6 TI. Nach seinem DTM-Gesamtsieg 1993 kam Nicola Larini im Folgejahr gegen die starken Mercedes-Fahrzeuge der C-Klasse auf Platz 3 in der Gesamtwertung. Das große Vorbild aus dem Jahr 1994 ist ebenfalls Bestandteil der Ausstellung, das die 1:87er Miniatur von Herpa ist jetzt im Museum erhältlich. 

In der Motorsport-Serie der Dietenhofener erschien dieses Fahrzeug bereits vor knapp 30 Jahren als Modell, im direkten Vergleich gibt es ein paar Unterschiede zwischen den beiden Modellen bezüglich der Farbe (das neue Modell ist einen Tick heller) und der Form (das Serienmodell basiert auf dem 1994er Fahrzeug, für das Sondermodell für das Museum wurde die Form des 1995er Fahrzeugs genommen, zu erkennen an der größeren Spoilerlippe vorne) - vermutlich ist das ausgestellte Fahrzeug ein Showcar, das diese Unterschiede zum damaligen  Einsatzfahrzeug aufweist. 

Bei rund 150 ausgestellten Fahrzeugen im "Nationalen Automuseum - The Loh Collection" dürfen wir vielleicht auch in Zukunft noch das ein oder andere Modell im Maßstab 1:87 erwarten. Einziger Wehrmutstropfen: Die Modelle sind ausschließlich vor Ort im Museumsshop zu bekommen.

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